P2P Update: So reagiere ich jetzt auf den Ukraine Konflikt
Wie die meisten habe ich nicht damit gerechnet das es zu einem Krieg kommen könnte und das Russland in die Ukraine einmarschiert. Deswegen habe ich auch nicht regiert und meine russischen Darlehen nicht verkauft.
Dieser Artikel ist keine Anlage-Empfehlung sondern ich berichte nur davon wie ich jetzt in diesem Konflikt reagiere.
Mein Ukraine Portfolio: 0% vom P2P Gesamtportfolio
In meinem gesamten P2P Portfolio besitze ich keine Kredite aus der Ukraine. Bei PeerBerry bin ich nicht investiert und bei Mintos habe ich nicht in SOS Kredit investiert. Auch auf dem Zweitmarkt werde ich nicht in Ukrainische Kredite investieren. Selbst bei 50% Abschlag nicht, da die Folgen nicht absehbar sind.Mein Russland Portfolio: 0,2% vom P2P Gesamtportfolio
In meinem gesamten P2P Portfolio machen russische Kredite etwa 0,2% aus. In den Jahren zuvor hatte ich deutlich höheres Russland-Portfolio. In 2022 habe ich nur in Kviku Kredite investiert. Für alle russischen Darlehensgeber rechne ich mit Zahlungsverzögerungen, selbst wenn die Kreditnehmer zahlen sollten. Sanktionen könnten Zahlungen von und nach Russland erschweren.Um das Risiko der russischen Kreditgeber einschätzen zu können achte ich auf den Euro/Rubel Kurs. Für mich ein guter Indikator ist der Kurs im Vergleich mit vor einem Jahr. Derzeit ist der Rubel ca. 5% schwächer als vor einem Jahr. Das ist noch sehr moderat. Bei einer Jahresveränderung von mehr als 10% verringere ich normalerweise die Investitionen in Kredite aus den Ländern. Spätestens wenn der Kurs in einem Jahr mehr als 20% an Wert verliert, reagiere ich und verkaufe in der Regel solche Darlehen.
Dies habe ich auch bei Wowwo aus der Türkei so gemacht. Und im Nachhinein war es die richtige Entscheidung. Als die türkische Währung mehr als 25% in 9 Monaten verlor habe ich alle Woowo Kredite mit Verlusten verkauft. Im Quartalsbericht 2020/3Q habe ich darüber geschrieben. Obwohl ich Wowwo für einen guten Kreditgeber gehalten habe.
So reagiere ich jetzt in dem Konflikt
Da ich nur sehr wenig russische Darlehen im Portfolio habe, beobachte ich erstmal die Entwicklung in der Ukraine. Diese 4 Maßnahmen habe ich ergriffen1. Cashreserve auf Plattformen mit Zweitmarkt
Normalerweise versuche ich möglichst wenig verfügbares Kapital auf Plattformen zu lassen, sondern alles 100% in Darlehen zu investieren um eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Nun schaffe ich mir eine kleine Cashreserve auf Plattformen mit einem Zweitmarkt. Wenn es dann Angebote von Darlehen mit Abschlag gibt, nutze ich diese Cashreserve um diese Anteile zu kaufen.Bei Mintos habe ich zusätzlich Kapital eingezahlt weil ich in der Vergangenheit (Corona-Krise) sehr gute Angebote auf dem Zweitmarkt gab. Hier könnte es auch in den nächsten Tagen Chancen geben, wenn Kredite mit einem Abschlag angeboten werden. Damit helfe ich anderen Anleger, welche aussteigen wollen. Dabei konzentriere ich mich auf Kreditgeber die keine Kredite aus Russland oder der Ukraine anbieten. Bei mehreren Prozent Abschlag wäre ich dann bereit diese Kredite zu kaufen. Auch wenn diese nicht so gut verzinst werden.
Bei russischen Darlehen habe ich schon etwas experimentiert. Bei 30% Abschlag habe ich einige russische Kviku Kredite gekauft und mittlerweile wieder günstiger und mit Gewinn verkaufen können. Dies allerdings mit nur geringem Kapital. Ich wollte erstmal testen ob es funktioniert. Ab 50% Abschlag auf russische Kredite überlege ich mir Kredite mit höheren Summen auf dem Zweitmarkt zu kaufen. Das wäre dann allerdings sehr viel Risiko und das kann dann natürlich zu einem Totalverlust führen. Wenn es gut geht und sich der Konflikt sich wieder beruhigt oder endet und die Abschläge zum Beispiel wieder auf 10% sinken wären das 80% Gewinn in der Zeit.
Beispiel: 100€ Kredit
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Kauf zu 50€ (50% Abschlag)
Verkauf zu 90€ (Verkauf zu 10% Abschlag)
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Gewinn: 40€ = 80%
Aber das würde ich niemanden empfehlen, da einfach blind mit Abschlägen zu kaufen. Denn der Konflikt könnte länger dauern und der Kreditgeber insolvent gehen. Dann wäre im schlimmsten Fall ein Totalverlust. Und das sollte man dann auch verkraften können.
2. Konzentration auf kurzfristige Kredite
Schon seit Beginn des Jahres 2022 konzentriere ich mich wegen der Inflation von über 5% mehr auf kurzfristige Kredite. Hier habe ich darüber geschrieben.Der Konflikt könnte auch dazu führen das die Zinsen bei den Plattformen wieder ansteigen. Auch dann wäre es von Vorteil eher kurzfristige Kredite im Portfolio zu haben um dann schneller von den neuen höher verzinsten Darlehen zu profitieren. Bei Esketit investiere ich vermehrt in kurzfristige Darlehen. Mein Ziel bei Esketit in diesem Jahr auf 100.000€ zu erhöhen bleibt bestehen. Alleine im Februar habe ich 15.000€ bei Esketit eingezahlt und investiert. Ich sehe kurzfristig keine Auswirkungen auf die Plattform Esketit und deren Kreditgeber Creamfinance.
3. Keine Investitionen in Geschäftskredite mehr
Ein Großteil meiner Investitionen sind in Konsumkredite investiert. Ein kleiner Teil in Geschäftskredite. Doch dieser Konflikt könnte zu einer Wirtschaftskrise in Europa führen. Das würde dann als erstes die Unternehmen treffen. Vermutlich am stärksten Unternehmen aus dem östlichen Raum mit mehr Bezug zu Russland. Deswegen werde ich erstmal nicht mehr in Unternehmenskredite investieren.4. Langfristige Betrachtung
Sollte der Konflikt und die Folgen zu einer Wirtschaftskrise in Europa führen, würde das dann auch die Zahlungmoral der Kreditnehmer betreffen. Bei höherer Arbeitslosenquote können die Kreditnehmer die Kredite nicht mehr abzahlen und als Folge gäbe es mehr Ausfälle und geringere Gewinne bzw. Verluste der Kreditgeber. Aber dies würde erst mit einer Verzögerung von mehreren Monaten eintreffen. Auch beobachte ich andere Währungen wie den polnischen Zloty wie diese sich zum Euro entwickeln.Fazit: In der Hoffnung das es den Menschen in der Ukraine bald besser geht beobachte ich die Lage erstmal weiter und ändere nicht sehr viel bei meinem Anlageverhalten. Vermehrt investiere ich kurzfristig um besser auf höhere Zinsen oder einer Wirtschaftskrise reagieren zu können. Plattformen ohne Zweitmarkt reduziere ich auch, um auch dort schneller und besser reagieren zu können.