Unterschiede bei P2P Plattformen: Der Umgang mit Kreditausfällen
Beim Umgang von Kreditausfällen gehen P2P Plattformen ganz unterschiedlich vor. Während einige Anbieter eine Rückkaufgarantie für Kredite anbieten, kaufen andere Plattformen Kredite die länger in Zahlungsverzug sind zu einer festen Quote von den Anlegern ab. Mit Sicherungspools wollen weitere Plattformen bei den Anlegern punkten. Die meisten P2P Plattformen allerdings, vergeben faule Kredite direkt an Inkassounternehmen, welche sich dann um die Eintreibung für die Investoren kümmern.
Sobald man bei P2P Plattformen Geld anlegt sollte man sich um das Modell beim Anbieter informieren. Denn unausweichlich werden so gut wie bei jedem Anbieter auch Ausfälle auftreten. Was passiert dann mit den Krediten welche nicht zahlen?
In diesem Artikel zeige ich auf welche 4 Möglichkeiten es aktuell gibt, wie verschiedene P2P Plattformen mit in Zahlungsverzug stehenden Darlehen umgehen.
Variante 1: Volles Kreditausfallrisiko
Der Anleger trägt das volle Kreditausfallrisiko und erhält Zahlungen vom Inkassounternehmen:
Dies ist die häufigste Variante unter den P2P Plattformen. Auch nach einem Ausfall können Zahlungen von einem Inklassounternehmen erwartet werden. Hier müssen Anleger auch langfristig denken, denn es kann durchaus Jahre dauern bis Geld durch das Inkassounternehmen eingetrieben wird. Bei manchen Krediten darf man aber keine Zahlungen mehr erwarten, etwa beim Tod oder Insolvenz des Kreditnehmers. Bei dieser Variante bleiben alle Kredite die ganze Zeit im Anleger-Portfolio.
Vorteile: Geringeres Plattformrisiko da die Plattform kein Kredit-Ausfallrisiko trägt, Erhöhte Transparenz: Jeder sieht wie viele Kredite wirklich ausfallen, Bei guten Inkassoeinnahmen erhalten Anleger direkt Zahlungen weitergeleitet und verdienen teilweise zusätzlich Strafzinsen
Nachteile: Ungewisse Rendite zu Beginn da nicht bekannt ist wie gut die Eintreibung durch ein Inkassounternehmen funktioniert, Bei schlechter Bonitätseinstufung der Kreditnehmer negative Rendite möglich, Langfristanlage da teilweise sehr lange Eintreibungszeit durch ein Inkassounternehmen.
Beispiel Plattformen: Auxmoney, Bondora, Estateguru, Crosslend, Lendico, Savy
Variante 2: Feste Inkassoquote
Kreditausfälle werden zu einer festen Quote von einem Inkassounternehmen gekauft
Hier trägt der Anleger nicht das volle Kreditausfallrisiko. In der Regel gibt es festgelegte Quoten wie beispielsweise bei Fellow Finance aus Finnland. Ausgefallene Kredite werden nach 90 Tagen automatisch zu 70% des Nennwerts an ein Inkassounternehmen verkauft (Finnland: 70% des Nennwerts, Polen: noch nicht bekannt). Der Anleger trägt also nicht das volle Kreditausfallrisiko. Selbst wenn alle Kredite ausfallen sollten hat der Anleger nur 30% Verlust. Bei Omaraha beträgt die Verkaufsquote an das Inkassounternehmen in Estland aktuell sogar 80%.
Vorteile: Begrenzte Verluste für die Anleger durch Verkauf der Kredite an ein Inkassounternehmen, Kein Geld das unter Umständen jahrelang in Inkassokrediten steckt und keine Rendite bringt, Erhöhte Transparenz: Jeder sieht wie hoch die Ausfallquote wirklich ist
Nachteile: Bei einer zu niedrigem Rückkaufquote nicht mehr lohnend.
Beispiel Plattformen: Fellow Finance, Omaraha
Variante 3: Sicherungspool
Von einem begrenztem Pool eingesammelte Gelder werden dazu verwendet um Kreditausfälle abzufedern
Dabei verwenden die Plattformen einen Teil ihrer Einnahmen dafür auf um einen Geldpool aufzubauen. Damit sollen dann die Kreditverluste der Anleger begrenzt werden. Bei Finbee ist dies der Compensation Fund, der die monatliche Ratenzahlungen vorübergehend übernimmt solange das Gesamt Finbee Portfolio die 10% Ausfallquote übersteigt. Beim Kreditmarktplatz Giromatch soll der eingerichtete Sicherungspool einspringen wenn die angestrebte Rendite nicht erreicht wird.
Diese Geld-pools sind entweder nach verfügbaren Mitteln oder zeitlich begrenzt wie bei Finbee.
Vorteile: Das Plattformrisiko bleibt begrenzt da der Sicherungspool ebenfalls begrenzt ist, Zusätzlcihe Zahlungen von Inkassounternehmen aus der Eintreibung
Nachteile: Je nach Größe des Sicherungspools kann der Pool schnell leer werden, Langfristanlage da teilweise sehr lange Eintreibungszeit durch ein Inkassounternehmen.
Beispiel Plattformen: Finbee, Giromatch, Smava
Variante 4: Rückkaufgarantie (Buyback-Guarantee)
Kreditaufälle werden voll übernommen
Bei dieser Variante werden dem Anleger alle faulen Kredite nach einer gewissen Zeit automatisch abgekauft. Bei Twino ist es bereits nach 30 Tagen Zahlungsverzug. Bei Mintos und Viventor wird der Kauf automatisch nach 60 Tagen Zahlungsverzug durchgeführt.
Vorteile: Keine faulen Kredite im Portfolio, Vorhersehbare Rendite da keine Ausfälle, Alles Geld ist immer angelegt und bringt Zinsen
Nachteile: Höheres Plattformrisiko, bzw. höheres Risiko des Kreditausgebers da dieser faule Kredit vom Anleger zurückkauft, Bei fehlender Transparenz nicht erkennbar wie hoch die Ausfallquoten wirklich sind.
Beispiel Plattformen: Twino (alle Kredite), Mintos (nicht alle Kredite), Viventor
Jeder dieser Varianten hat Vor- und Nachteile. Problematisch wird es wenn es zwar eine Rückaufgarantie gibt, aber keine Transparenz wie hoch die Ausfallquoten denn wirklich sind. Schätzt eine Plattform die Bonitäten falsch ein und bleibt auf den faulen Krediten sitzen kann eine Plattform schnell in Schwierigkeiten geraten.
Fazit: Egal welche Methode eine Plattform auswählt. Idealerweise verteilt man die Geldanlage in P2P Kredite auch auf die verschiedenen Varianten wie ich es aktuell mache.